Als Mutter Helvetia würde ich mir wohl einige Fragen zum Miteinander und Gegeneinander in der Schweiz stellen. Wir heben die Schweiz als Willensnation gerne über andere Länder. Unser besonderer Zusammenhalt über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg, unser besonderes politisches System, das auf dem Gedanken des Ausgleichs zwischen den Kantonen, Regionen und politischen Kräften beruht, der Milizgedanke als Zeichen der beruflichen und gesellschaftlichen Bodenhaftung – auf das und vieles mehr können wir durchaus stolz sein.
Allerdings hat die Qualität im politischen Diskurs in den letzten Jahren auch gelitten. Selbstverständlich ist die Debatte, eine gesunde Streitlust, das zentrale Element der Politik. Aber das hört dort auf, wo kein Wille mehr für echte Lösungen für unseren Kanton oder unser Land vorhanden ist, sondern nur noch das Parteibuch zählt.
Dabei drängen sich für Kanton und Land viele offene Fragen auf, die keine Denkverbote und ideologische Schützengräben zulassen, sondern Lösungen brauchen: ein gerechter Finanzausgleich, in dem nicht nur „Besitzstandswahrung“ zählt, eine sichere Altersvorsorge für alle Generationen, gute Rahmenbedingungen für eine funktionierende Wirtschaft, ein gemässigtes Wachstum, etc. Das Parteibuch darf nicht mehr gelten als das Wohl des Kantons und des Landes. Wir Volksvertreter haben auf die Verfassung geschworen (oder gelobt), nicht auf das Parteibuch.
Als Mutter Helvetia würde ich mir also beim Ausblasen der Geburtstagskerzen wünschen, dass weniger vorgeformte Einstellungen eine Debatte verhindern, sondern klare aber offene Haltungen eine solche ermöglichen. Streiten ja, aber mit einer guten Lösung am Ende.