Vernehmlassung Stundentafel Primarstufe


I. Grundsätzliche Bemerkungen

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die CVP des Kantons Zug nach wie vor überzeugt ist, dass die Vorverlegung des Englischunterrichtes an die Primarschule bzw. die Einführung der englischen Sprache ab dritter Klasse richtig ist. Sie anerkennt damit ohne Vorbehalte die Leitidee der „Dreisprachigkeit“ (Lokalsprache, 2. Landessprache und Englisch). Englisch nimmt in seiner Bedeutung für die Gesellschaft weiter zu und es gilt unbedingt, die Kinder und Jugendlichen auf die Gesellschaft adäquat vorzubereiten.

Wir stehen zur Einführung des Englischunterrichtes auf der Primarstufe auf Beginn des Schuljahres 2005/2006. Dabei ist den Gelingbedingungen wie Entwicklung von Lehrplangrundlagen (Kompetenzenbeschreibungen und Festlegen der Mindeststandards), Sprachenportfolios, Austauschförderung, Sprachendidaktik und Evaluation sorgfältig Beachtung zu schenken.

Im Gesamtsprachenkonzept mit klar formulierten Lernzielen wird ersichtlich sein, welches Sprachniveau die Kinder während und am Ende ihrer Schulzeit erreichen müssen. Aufwand und Ertrag müssen in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen. Ebenso sind die Ziele auch in dieser Hinsicht laufend zu überprüfen. Wichtig scheint uns auch, dass alle Schulstufen, d.h. Kindergarten bis und mit 9. Schuljahr, im Gesamtsprachenkonzept berücksichtigt werden. Deutsch als Standardsprache und Schulsprache muss einen hohen Stellenwert haben und ist als Basis zum Erlernen von Fremdsprachen von grosser Bedeutung. Die intensive Förderung der Sprech- und Sprachkompetenz und der Standardsprache soll bereits im Kindergarten beginnen.

Wir vermissen zudem eine Evaluation im Kanton Zug für das Frühfranzösisch, eine Evaluation analog wie sie im Kanton Luzern durchgeführt wurde. Es stellt sich deshalb die Frage, wurde geprüft, ob die Resultate der Evaluation im Kanton Luzern auch auf den Kanton Zug anwendbar sind? Sollte z. B. diese oder die in der Strategie vorgesehene ständige Evaluation aufzeigen, dass sich durch die Einführung des Frühenglisch ab dritter Primarschule nicht vernachlässigbare Auswirkungen auf den Lernerfolg im Allgemeinen oder auf das Frühfranzösisch ergeben, müsste der Beginn des Französisch ins 7. Schuljahr verschoben werden.


II. Beantwortung der Vernehmlassungsfragen


1. Wie stellen Sie sich zur Beibehaltung der Definition von Fächergruppen, die den Lehrpersonen in bestimmten Bereichen weiterhin einen gewissen Freiraum in der Gestaltung des Unterrichts lassen?

Wir sind damit einverstanden.

Begründung:
Ein Gesamtsprachenkonzept ist Voraussetzung. Die Beibehaltung der Fächergruppen ergibt die notwendige Flexibilität für die Gestaltung des Unterrichts, dies ermöglicht einen fächerübergreifenden Unterricht, die Zusammenarbeit mit anderen Lehrpersonen wird damit gefördert. Es lässt aber auch die Möglichkeit offen, länger an einem Thema zu verweilen und in Projekten zu arbeiten. Die Lehrpersonen müssen aber in jedem Fach die deutsche Sprache intensiv fördern.

2. Wie stellen Sie sich zur Übernahme der Stundendotation der Regionalen Wochenstundentafel in den Fächern Deutsch (30 ZE), Mathematik (30 ZE), Englisch (10 ZE), Französisch (6ZE)

Wir sind damit für die folgenden Fächer nicht einverstanden:

Fächer/Begründung:
Deutsch als tragende Schul- oder Standardsprache braucht eine genügend grosse Dotation, eine Reduktion kann nicht akzeptiert werden. Es stellt sich grundsätzlich die Frage über den Aufwand und den Ertrag des Fremdsprachenunterrichts an der Primarschule. Wichtig zu wissen ist aber auch, dass Mädchen einen besseren Zugang zu den Sprachen haben als Knaben, Knaben haben dafür einen besseren Zugang zur Mathematik und zu den naturwissenschaftlichen Fächern.


3. Wie stellen Sie sich zur Stundendotation im Handwerklichen Gestalten, die von 20 auf 17 Zeiteinheiten reduziert werden sollen, damit aber nach wie vor klar über der in der Regionalen Stundentafel vorgeschlagenen Reduktion auf 12 ZE liegt?

Die Meinung zu dieser Frage ist in der CVP des Kantons Zug kontrovers.

Begründung:
Einerseits ist die "zugerische" Stundentafel besser als die regionale Stundentafel, trotzdem erfolgt eine Reduktion zu Ungunsten der musischen Fächer. Es braucht ebenso handwerkliche und musische Förderung - ein Ausgleich ist dringend nötig (wichtig für die Berufswahl). Andererseits sind handelnde, entwickelnde und experimentierende Momente im täglichen Unterricht einzubauen.

4. Wie stellen Sie sich zur Beibehaltung der "Individuellen Förderung"?

Wir sind damit einverstanden.

Begründung:
Der Wert der individuellen Förderung ist grundsätzlich unbestritten. Durch individuelle Förderung kann gut auf einzelne Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingegangen werden.

5. Wie stellen Sie sich zur Erhöhung der Stundendotation für die Schülerinnen und Schüler von jetzt insgesamt 153 Zeiteinheiten auf neu 158 Zeiteinheiten?

Wir sind damit einverstanden.

Begründung:
Eine Erhöhung der gesamten Zeiteinheiten von 153 auf 158 Zeiteinheiten finden wir für die Kinder zumutbar. Die Erhöhung geht aber einseitig zu Lasten der Unterstufe und der MS1.

6. Wie stellen Sie sich zum Grundsatz, dass die Einführung des Englisch in der Primarschule und die damit verbundene Anpassung der Stundentafel insgesamt kostenneutral erfolgen soll?

Wir sind damit einverstanden.


Begründung:
Wenn der Grundsatz "die Einführung des Englisch in der Primarschule und die damit verbundene Anpassung der Stundentafel insgesamt kostenneutral erfolgen soll" erreicht werden kann, haben wir nichts dagegen. Wir weisen aber darauf hin, dass die Einführung des Englischen in der Primarschule insgesamt nicht kostenneutral ist (Ausbildung Lehrpersonen, Lehrmittel, Weiterbildung usw.) und dass die Nachqualifikation der LP fürs Französisch auch noch ansteht. Neuzuzüger brauchen z. B. Unterstützung, diese zusätzlichen Massnahmen werden bezahlt werden müssen. Kostenneutralität geht aber auch zu Lasten des Alternierenden Unterrichts (Qualitätsverlust).

7. Haben Sie weitere Bemerkungen zur vorgeschlagenen Stundentafel?

Wir stellen fest, dass der Kindergarten nicht in die Vernehmlassung miteinbezogen worden ist. Es ist wichtig, dass bereits früh mit der Standardsprache begonnen wird. So passiert spielerisch eine optimale Vorbereitung auf die Schule. Kindern mit ungünstigen Lernvoraussetzungen wird entgegengekommen und die fremdsprachigen Kinder werden von Anfang an besser integriert.

Die vorgeschlagene Stundentafel wird im Bereich der Pensen- und Stundenplanung Probleme ergeben.

Die ständige Evaluation der Reformfortschritte muss ernsthaft getätigt werden und allfällige Anpassungen müssen ebenso rasch wie der Einstieg in die Sprachenreform vollzogen werden.


III. Schlussfolgerung

Wir erachten es als unerlässlich und dringend notwendig, dass

· ein Gesamtsprachenkonzept ausgearbeitet wird (Kindergarten bis und mit Oberstufe), welches der Standardsprache das nötige Gewicht verleiht.
· die Reformschritte in den Fremdsprachen Englisch und Französisch rechtzeitig mit entsprechenden Gelingbedingungen begleitet werden.
· der Überprüfung von Aufwand und Ertrag durch sorgfältige ständige Evaluation das entsprechende Gewicht verliehen wird.
· je nach Ergebnis rasche Anpassungen vollzogen werden.