Glück und Elend
(Jahres-Ausblick in der Zuger Woche 01/05, Januar 05) Als ich den Rückblick auf das Jahr 2004 für die „Zuger Woche“ schrieb, gab es kaum wichtigere Themen als NFA und die Zukunft des Standorts Zug. Die Katastrophe im Indischen Ozean hat sich an Weihnachten ereignet, und es ist unmöglich, ernsthaft die politischen Sorgen in Zug mit dem Elend in Asien zu vergleichen. Wie nahe Glück und Elend in unserer globalisierten Welt liegen, auch für uns, machten mir zwei völlig gegensätzliche Berichte in den letzten Tagen klar: einerseits vernimmt man täglich neue schreckliche Meldungen aus dem Erdbebengebiet. Andererseits las ich letzthin, dass die Schweizer das glücklichste Volk der Erde seien. Und eine Studie einer Grossbank aus dem Sommer 04 ergab, dass die Zugerinnen und Zuger die „glücklichsten“ Schweizerinnen und Schweizer seien. Nimmt man beide Studien zusammen, sind die Zuger die glücklichsten Menschen der Welt… Und dann sehen wir uns mit Katastrophen konfrontiert, die uns bewusst machen, wie zerbrechlich alles Glück, Gesundheit, ja Leben sind. Manches ist für uns selbstverständlich, manchmal zu selbstverständlich. Und die Politik? Ist sie mitverantwortlich dafür, dass Menschen glücklicher oder weniger glücklich sein können? Ja und Nein: was „Glück“ ist, liegt in der einzelnen Auffassung und Verantwortung jedes Menschen für sich. Aber Politik kann schauen, dass möglichst viele Menschen in die Lage kommen, ihren Vorstellungen von einem glücklichen Leben nachzueifern. So ging zum Beispiel aus der Studie hervor, dass je näher die Menschen an politischen Entscheiden teilnehmen können, sie umso zufriedener sind – ein überzeugendes Argument für die schweizerische direkte Demokratie! Und was kann Politik ausrichten, wenn Katastrophen über Menschen hereinbrechen? Sie kann den Rahmen, die Infrastruktur bilden, damit geholfen wird. Aber es hängt auch hier wesentlich von Menschen ab, die helfen wollen. Insofern ist die enorme Hilfsbereitschaft ein ermutigendes Zeichen. Aufgabe der Politik wird es sein, nicht nur jetzt, sondern nachhaltig zu helfen, mit Aufbau und Prävention. Und daran zu erinnern, dass jährlich weit mehr Kinder durch Hunger sterben, ohne dass sie durch Hilfe gerettet werden. Glück und Elend liegen in unserer Welt sehr nahe, und vielleicht sollten wir schauen, dass wir unser „selbstverständliches“ Glück etwas mehr schätzen lernen. Gerhard Pfister, Präsident CVP Kanton Zug, Nationalrat
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