10.08.2016 / Artikel / / ,

Zweisprachig innerhalb der eigenen Sprache

Pirmin Frei, Parteipräsident CVP Kanton Zug

Pirmin Frei, Parteipräsident CVP Kanton Zug

Glücklich das Land, in dem die Bürger über die Sprache im Kindergarten abstimmen können! Der demokratische Respekt gebietet es, sich ernsthaft auch mit diesem – höflich ausgedrückt – nebensächlichen Thema zu befassen. Wobei offen gestanden: Wo das Problem liegt, ist mir schleierhaft. Vermutlich weiss das auch nur die classe politique der Zuger SVP, welche hinter der Mundart-Initiative steht. Wohlgemerkt: Die Idee, dass im Kindergarten nur Mundart gesprochen werden darf, ist keine zugerische. In verschiedenen Kantonen wurden gleiche Initiativen eingereicht. Sie scheiterten mehrheitlich deutlich.

„Eine gesunde Bindung an die Muttersprache der Schweizer ist ein wichtiges Fundament für das Kind, das ihm Selbstvertrauen und Kraft für das ganze Leben gibt“, kann man lesen. Oder: „Die fremdsprachigen Kinder lernen schneller Schweizerdeutsch und können so Brücken zu den anderen Kindern bauen und sich selbständig integrieren.“
Schweizer Kinder sind im Umgang mit fremdsprachigen Kindern erfahrungsgemäss völlig unverkrampft. Merken sie, dass ein Gspähnli sie nicht versteht, wechseln sie in die Sprache, die sie von Geschichten und vom Fernsehen her kennen, d.h. in die Standardsprache. Ganz nach der Erkenntnis des Schriftstellers Hugo Loetscher: «Da ich Schweizer bin (…), bin ich zweisprachig innerhalb der eigenen Sprache.“ Die Standardsprache ist eben Teil der Schweizer Kultur wie die Mundart. Die Standardsprache begleitet uns täglich, in Büchern, Filmen, in der Tagesschau, ja selbst im Schweizer Psalm. Will man also den fremdsprachigen Kindern Schweizer Identität vermitteln, sollte man sie möglichst rasch an dieses schweizerische Selbstverständnis heranführen. Das tun die Zuger Kindergärten seit Jahren, altersgerecht und individuell. Ein Diktat von oben braucht es dafür nicht.

 

Kontakt

  • Pirmin Frei

    Kantonsrat CVP Baar
    Parteipräsident CVP Kanton Zug