(Zuger Zeitung, 9. Juni 2020)
Die Digitalisierung schreitet stets voran. Ein Leben ohne Smartphone, Tablet, Computer und vielen weiteren elektronischen Geräten ist nicht mehr vorstellbar.
Während der aktuellen Coronakrise können wir dank der Digitalisierung gewisse Arbeiten weiterhin erledigen. Sitzungen mittels Videoübertragung geben uns die Möglichkeit, auch in dieser schwierigen Zeit miteinander kommunizieren zu können. Auch ich war froh, dank Facetime wenigstens meine Familie und Freunde zu «sehen». Trotz all diesen Hilfsmitteln fehlte mir jedoch der persönliche Kontakt zu meinen Mitmenschen. Sei es an einer Sitzung, an welcher durch teilweise hitzige Diskussionen gute Ideen zustande kommen. Eine lebhafte Diskussion kann
in der digitalen Welt nur eingeschränkt stattfinden. Emotionen und Reaktionen des Gegenübers sind nur schwer zu lesen. Macht es das Leben nicht interessanter durch direkten Kontakt mit
unseren Mitmenschen? Ein Leben voller Digitalisierung ohne zwischenmenschliche Kontakte kann ich mir nur schwer vorstellen.
Zudem finde ich, dass es eine heikle Tendenz ist, wenn alle wichtigen Informationen nur noch online vorhanden wären. Man darf nicht davon ausgehen, dass jede und jeder im Besitz
eines internetfähigen Gerätes ist. Viele beobachten diese Entwicklung kritisch. Einige weigern sich aus Prinzip, sich mit der Digitalisierung zu beschäftigen und anderen fehlt, neben den
finanziellen Möglichkeiten, schlicht das Interesse und Können. In meinen Augen sollten wichtige Informationen weiterhin in gedruckter Form zur Verfügung stehen. Noch immer hat es in den meisten Haushalten eine Pinn- oder Magnetwand, an welcher die wichtigsten Informationen aufgehängt sind. Eine Option wäre, dass jeder die Möglichkeit hat, selbst zu entscheiden, ob man Neuigkeiten und sonstige Informationen in digitaler oder gedruckter Form haben möchte. So sind jene Personen, welche über keine elektronischen Geräte verfügen, nicht benachteiligt und
jene, welche sich online informieren, werden nicht mit Papier überflutet.
Digitalisierung heisst aber nicht nur, dass Informationen online vorhanden sind. Printmedien, Bücher, Karten von Hand geschrieben, all dies geht je länger je mehr verloren. Schade eigentlich, ist es nicht viel schöner, eine handgeschriebene Geburtstagskarte zu erhalten, statt einer E-Mail mit den Worten Happy Birthday? In der Coronazeit hatten viele von uns viel Zeit sich Gedanken über Wichtig und Unwichtig zu machen. Zu überlegen was fehlt und was Kraft gibt in schweren Zeiten. Oftmals höre ich dabei, dass die persönlichen Gespräche und eine Umarmung am meisten fehlen. Nun kommt allmählich wieder Normalität ins Leben. Lassen wir uns von der schnelllebigen digitalisierten Zeit nicht überrennen, geniessen wir die Stunden mit unserer Familie und Freunden
wieder mehr. Freuen wir uns auf lebendige Diskussionen, gemütliches Zusammensein mit Freunden und vielleicht auch bald wieder einmal eine Begrüssungsumarmung oder eine Abmachung per Handschlag.
Corina Kremmel,
Gemeinderätin CVP Stadt Zug